URSACHE Nr. 1: Moderne Landwirtschaft
Eine der Hauptursachen für den Verlust des Lebensraums der Bienen
Im letzten Jahrhundert haben die moderne Landwirtschaft und andere Industrien bedeutende Stressfaktoren erzeugt, die die Gesundheit von Bienen und anderen bestäubenden Insekten stark beeinträchtigen.
Die Bestäubung durch Bienen ist eine wichtige Tätigkeit, die auch für Menschen von großem Nutzen ist. Entdecke hier was mit Bestäubung gemeint ist.
Lasst uns einen Blick in die Geschichte werfen, zurück in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
In dieser Zeit gab es eine landwirtschaftliche Revolution, in der wir unsere Anbaumethoden änderten, um mehr Lebensmittel zu produzieren und gleichzeitig die Kosten zu minimieren.
Im Detail hieß dies Folgendes:
1. Wir haben fruchtbaren Boden in „Wüsten“ für Bienen verwandelt
Und zwar in Industrieflächen, intensiv genutzte Acker- oder Nutztierflächen.
Bienen und andere bestäubende Insekten verloren durch diese massive Umwandlung weite Teile ihrer lebenswichtigen Nahrungsquellen1.
Warum ist fruchtbarer Boden für Bienen so wichtig?
Fruchtbarer Boden bietet eine natürliche Vielfalt an verschiedenen Pflanzen und liefert wichtige Nahrungsquellen für Insekten.
Bienen brauchen genau diese Vielfalt an natürlichen Nektar- und Pollenquellen, um Nährstoffmangel zu vermeiden und die Immunabwehr der Völker zu stärken.
Was ist mit Wildbienen und anderen Bestäubern?
Der Lebensraumverlust betrifft auch viele andere Bestäuber, z.B. Wildbienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen etc. Wildbienen sind auf die Existenz einzelner Wildpflanzen angewiesen, während Honigbienen eine Vielzahl von Pflanzen als Nahrungsquelle nutzen können. Daher hat der Verlust von Lebensräumen für Wildbienen noch dramatischere Folgen als für Honigbienen.
2. Synthetische Düngemittel anstatt „Untersaaten“
Weißt du, was Klee und Alfalfa (Luzerne) sind?
Klee und Luzerne, so genannte „Untersaaten“, wurden früher als natürlicher Dünger mit vielfältigen Vorteilen für landwirtschaftliche Böden und Kulturen angebaut. Zum Beispiel erhöhten sie den Nährstoffanteil im Boden. Weitere Vorteile sind Erosionsschutz und die Unkrautunterdrückung.
Außerdem tragen sie dazu bei den Boden und das Grundwasser sauber zu halten und schaffen gleichzeitig Nahrungsquellen für Bienen und andere Bestäuber 2.
Vor dem Zweiten Weltkrieg waren Untersaaten in der Landwirtschaft weit verbreitet. Nach dem Krieg begann die Landwirtschaft mit der Verwendung synthetischer Düngemittel, die schließlich die Untersaaten ersetzten, jedoch ohne alternative Nahrungsquellen für Bestäuber zu bieten.
Dieser „Ersatz“ ist nicht nur äußerst schlecht für Bienen und andere Bestäuber, sondern auch für die Böden.
Lasst uns herausfinden, warum sie zum Einsatz kommen: Im Gegensatz zu organischen Düngemitteln (z.B. Mist, Ernterückstände, Kompost und Untersaaten) haben synthetische Düngemittel einen unmittelbaren Einfluss auf den Boden, was besonders wichtig ist für sterbende oder unterernährte Pflanzen eines nicht funktionierenden Ökosystems. Stell dir vor, es ist wie eine magische Flüssigkeit, die Ungleichgewichte in kürzester Zeit ausgleicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg steigerte der Einsatz von Kunstdünger die Ernteerträge und ebnete den Weg für eine starke Agrarrevolution3.
Wenn synthetische Düngemittel so hilfreich sind, warum sollten wir sie dann verurteilen?
Das Problem der synthetischen Düngemittel liegt in ihrer Zusammensetzung. Häufig basieren sie auf Stickstoff, Phosphat oder Kalium. Aus den folgenden Gründen ist dies für unsere Böden schädlich:
- Die Chemikalien töten nützliche Mikroorganismen im Boden, die pflanzliche und tierische Überreste in nährstoffreiches organisches Material umwandeln.
- Noch beunruhigender ist, dass diese Substanzen ihren Weg ins Grundwasser finden! Im Grundwasser angekommen, verursachen sie die Verschmutzung von Flüssen, Seen, Trinkwasser und anderen Ökosystemen.
Außerdem werden sie in synthetischen Verfahren oder aus fossilen Mineralien unter hohem Energieaufwand gewonnen.
3. Herbizide zur Unkrautbekämpfung
Wir begannen mit dem Einsatz von Herbiziden, um Unkraut auf Ackerland abzutöten. Diese Idee brachte leider zwei gigantische Nachteile mit sich.
Zum einen sind viele Unkrautarten blühende Pflanzen, die von Bienen als Nahrungsquelle genutzt werden.
Zum anderen, und noch viel schlimmer ist jedoch der hohe Grad an Gift, der in diesen Mitteln steckt. Herbizide töten unerwünschte Pflanzen ab, sind also höchst giftig für die gesamte Umwelt, inklusive der Welt der Insekten. Es wurde festgestellt, dass beispielsweise das in den Medien oft zitierte Glyphosat die Bienen nicht direkt tötet, sondern die Fähigkeit sich zu orientieren stark beeinträchtigt. Außerdem stört der Kontakt mit Glyphosat die Darmflora von Honigbienen, sodass wichtige Bakterienarten im Darm der Tiere stark zurückgehen456.https://jeb.biologists.org/content/217/19/3457
4. Der anhaltende Trend der Monokulturen
Hast du jemals Bilder von den unendlichen Mandelbaumfarmen in Kalifornien gesehen? Oder Raps in Deutschland?
Sowohl die Mandelplantagen in Kalifornien als auch die Rapsfelder in Deutschland repräsentieren großflächige landwirtschaftliche Monokulturen unserer Zeit..
Was ist eine Monokultur?
Eine Monokultur ist der Anbau einer einzelnen Kultur, z.B. wenn ein großes Feld nur einmal im Jahr mit Raps oder Sonnenblumen bepflanzt wird und das restliche Jahr brach liegt. Es ist das Gegenteil von einer Mischkultur, bei der mehr als eine Kultur, also verschiedene Pflanzen auf der gleichen Fläche zur gleichen Zeit angebaut werden.7
Warum neigen wir dazu, Monokulturen und keine Mischkulturen anzubauen?
Monokulturpflanzen ermöglichen kurzfristig gesehen eine höhere Kosteneffizienz bei der Anpflanzung und Ernte, besonders wenn die Auswirkungen auf unsere Umwelt außer Acht gelassen werden.
Was ist das Problem bei Monokulturen?
In den letzten zehn Jahren sind Monokulturen immer weiter gewachsen. Einige Höfe, die früher eine große Pflanzenvielfalt hatten, bauen heute Hektarweise die gleichen Pflanzen an.
Die Blütezeit einer Pflanze ist in der Regel nur wenige Wochen im Jahr. In dieser Zeit können Bienen möglicherweise leben und überleben, da die Nahrungsquellen reichlich verfügbar sind.
Aber was ist mit der restlichen Zeit des Jahres?
Während des restlichen Jahres wird das Land zu einer „Futterwüste“ und zu einem Friedhof für alle bestäubenden Insekten.
Monokulturen mit Pflanzen, die von Insekten bestäubt werden, stellen zwar eine Nahrungsquelle für Bienen dar, allerdings ist diese äußerst einseitig und zeitlich begrenzt. Bienen benötigen jedoch eine bunte Vielfalt, um die Gesundheit der Völker zu erhalten, genauso wie wir Menschen! Stell dir vor du müsstest für den Rest deines Lebens nur noch weißen Reis oder Nudeln essen. Du würdest aufgrund von Nähstoffmangel viele gesundheitliche Probleme bekommen!
Kurz gesagt, Monokulturen reduzieren die Vielfalt, Qualität und Quantität der Nahrung unserer Bestäuber und sind daher einer der Hauptgründe für den Verlust von Lebensräumen und das Sterben der Bienen und anderer Insekten.
5. Wanderimkerei
Bei Monokulturen gibt es noch ein weiteres Problem. Stell dir ein Land vor, in dem nur eine Art von Pflanze wächst. Kann es an einem solchen Ort eine voll funktionsfähige Flora und Fauna geben? Die einfache Antwort ist nein.
Bei windbestäubten Pflanzen wie Mais und Getreide ist die fehlende Fauna kein Problem, da diese Pflanzen selbstbestäubend sind und für ihre Vermehrung keine Hilfe von Bestäubern benötigen.
Bei Pflanzen, die von Insekten bestäubt werden, wie z.B. bei vielen Obstsorten, Nussbäumen und Gemüse, fehlt jedoch die Fauna (die Insekten), auf die diese Pflanzen zur Bestäubung angewiesen sind, völlig. So können sich beispielsweise keine Mandeln und Äpfel aus Mandel- oder Apfelblüten entwickeln, wenn keine Biene beteiligt ist, die die Bestäubung vornimmt.
Zusammenfassend: Durch Insekten bestäubte Monokulturen benötigen Hunderttausende von Bienen, um eine produktive Ernte zu erbringen.
Was hat die Menschheit getan, um dieses Problem zu lösen?
Wir haben die Wanderimkerei erfunden.
So funktioniert es: Bienenstöcke werden während der Blütezeit in das entsprechende Gebiet transportiert und nach Beendigung der Bestäubung wieder zurückgebracht.
Hunderte kommerzielle Imker transportieren ihre Bienen über weite Strecken, um während der Blütezeit die Bestäubung der blühenden Pflanzen zu erwirken.
Im Februar 2016 wurden in den Vereinigten Staaten von 2,66 Millionen Bienenvölker, 1,8 Millionen (das ist mehr als die Hälfte aller US-Bienenstöcke) zur Bestäubung von Mandelgewächsen nach Kalifornien transportiert8.
Und während Bienen die Massenproduktion unserer Nahrung durch Bestäubung sicherstellen, sind sie etwas noch Gefährlicherem ausgesetzt:
6. Last but not least: Pestizide
Pestizide gelten als ein weiterer großer Wendepunkt in unserem Landwirtschaftssystem und wurden ebenfalls nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt.
Der Einsatz von Pestizide ist einer der Hauptursachen für das Bienensterben. Viele Pestizide, die in bienenbestäubten Kulturen verwendet werden, sind giftig für Bienen.
Was passiert mit den Bienen, wenn sie mit Pestiziden in Berührung kommen, sie aufnehmen und in ihr Volk weiter transportieren?
Pestizide sind wasserlöslich und „systemisch“, d.h. sie können in allen Teilen der Pflanze auftreten, einschließlich im Pollen und Nektar.
Bei der Beurteilung der Toxizität von Pestiziden konzentrieren sich die Tests häufig auf die Dosen von Pestiziden, die für Bienen tödlich sind. Meistens sind es jedoch die subletalen Dosen, die zu Problemen führen, auch wenn die Auswirkungen weniger sichtbar sind:
Pestizide in subletalen Dosen stören die Kommunikation im Gehirn der Insekten, was zu Orientierungslosigkeit, Störungen in der Kommunikation (die Sprache ist der Schwänzeltanz) und allgemeiner Schwächung führt: insbesondere Arbeiterbienen, die weniger Nahrung in den Bienenstock bringen oder nicht in der Lage sind, den Weg nach Hause zu finden. Dadurch sinkt die Honigproduktion und das Überleben des Bienenstocks wird entscheidend beeinflusst9.
Interessanterweise ist die Produktion der Neonicotinoide, der größten Gruppe der derzeit in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide, eine Multi-Milliarden-Dollar-Industrie.
In Deutschland dürfen bei Tests für die Zulassung eines neuen Pestizids bis zu 49% der erwachsenen Bienen sterben! Natürlich sind Bienen, die noch in ihrer Entwicklung stecken noch viel schwächer und gehen zusätzlich ein! Meistens produzieren Saatguthersteller auch Pestizide.
Warum verwenden wir überhaupt Pestizide?
Wie bereits erwähnt sind Monokulturen keine gesunde Ökosysteme. Aufrund der fehlenden Vielfalt von Pflanzen und Tieren, kann eine Monokultur sich nicht gegen die auf diese eine Kultur spezialisierten Schädlinge wehren. Es fehlt das natürliche Gleichgewicht und somit auch die „Abwehrsysteme“ gegen ein Überpopulation von spezifischen Schädlingen. Diese Tatsache macht es notwendig Pestizide einzusetzen. Diese Pestizide bekämpfen aber nicht nur den unerwünschten Schädling, sondern schädigen großflächig alle Lebewesen.
Im Prinzip ist es vergleichbar mit einer sehr einseitigen Ernährung bei uns Menschen. Es entsteht ein Mangel an Vitaminen und Mineralien, unser Immunsystem wird geschwächt und wir werden anfälliger für Bakterien und Viren.
Schaut man sich in unberührten Landschaften um, fällt auf, dass es keine natürlichen Monokulturen gibt. Die Natur bringt von sich aus, immer eine Vielfalt hervor, da dies die widerstandfähigste Art und Weise ist. Wir Menschen missachten mit unserer konventionellen, industriellen Landwirtschaft dieses wichtigste Prizip der Natur und implementieren Systeme, die „natürlich“ nicht funktionieren können.
Durch die Nutzung fruchtbarer Böden für die Viehzucht, Monokulturanbauflächen und menschliche Lebensräume (Städte) wird der Lebensraum für Bienen verringert. Zugleich werden auf den Anbauflächen die Untersaaten, die wichtigsten Pflanzen für das Überleben der Insekten, durch Industriedünger ersetzt.
Darüber hinaus vergiften wir den Boden und die Pflanzen mit Pestiziden und Herbiziden, um die unerwünschten Insekten und Unkräuter von den Pflanzen fernzuhalten.
Und letztlich setzen wir Bienenvölker auf Lastwagen, um sie über weite Strecken von einem monokulturellen Anbaugebiet zum nächsten zu transportieren.
Kurz gesagt:
Wir haben Bienen und Bestäubern das Leben extrem schwer gemacht. Unser so genannter „Fortschritt“ in der Landwirtschaft ist eine Eskalation der sich zunehmend verschlechternden Lebensbedingungen für Flora und Fauna.
Zum Glück gibt es Möglichkeiten Lebensmittel anzubauen, ohne die Natur und alle darin lebenden Organismen zu schädigen. Diese Methode heißt Permakultur und ist eine wunderbare Lösung dafür wie Mensch und Natur gut miteinander und voneinander leben können.
Lösung: Permakultur in einem Satz
„Bewusst gestaltete Landschaften, die die Muster und Beziehungen in der Natur imitieren und dabei eine Fülle von Nahrungsmitteln, Fasern und Energie für lokale Bedürfnisse bereitstellen.“
Aus: Permaculture Principles & Pathways beyond Sustainability“ 2002, David Holmgren
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